Bongo Europa
Rezensionen Unterhaltungsroman

Dirk Wittenborn: Bongo Europa

 

Genre: Unterhaltungsroman

Verlag: DuMont Buchverlag

Erschienen: 3. März 2006

Seitenanzahl: 80 Seiten

Preis: 7,95 € Taschenbuch

 

Bongo Europa

 

Inhalt von „Bongo Europa“

So scharf wie die Taschenmesser, die Dirk unterwegs einkauft, so scharf wie die Frauenstatuen in den Museen.

Das macht es ihm leichter, mit seinen unermüdlich streitenden amerikanischen Psychologen-Eltern und einem übergewichtigen älteren Bruder in einer Limousine durch die alte Welt zu kreuzen.

Auf der Spur von Jill, der Teenager-Tochter, die unter dem Verdacht unziemlicher Experimentierfreude steht. Der Zwölfjährige beobachtet unbestechlich die tragikomischen Szenen in einer kultivierten Familie und erobert nebenbei den turbulenten europäischen Kontinent der Sinne.

 

Meine Meinung

Stell dir vor, du bist zwölf Jahre alt, eingepfercht in eine Limousine mit deinen ständig streitenden Psychologen-Eltern und deinem übergewichtigen älteren Bruder, während du durch das Europa der 70er Jahre tourst. Klingt nach einem Abenteuer, oder? Willkommen in „Bongo Europa“ von Dirk Wittenborn, wo Humor und schräge Familiendynamik auf eine nostalgische Reise durch die Alte Welt treffen.

Der Protagonist, Dirk, ist der kindliche Beobachter, der mit einer Mischung aus Naivität und Scharfsinn die Eskapaden seiner Familie und die kulturellen Schätze Europas beschreibt. Diese Memoiren eines pubertierenden Jungen sind so scharf und präzise wie die Taschenmesser, die Dirk unterwegs sammelt. Wittenborn gelingt es, die Kultiviertheit und die skurrilen Eigenheiten einer amerikanischen Durchschnittsfamilie liebevoll und zugleich bissig zu porträtieren.

Der Plot beginnt damit, dass Dirk endlich seinen lang gehegten Traum erfüllt sieht: Dank eines Fehltritts seiner Schwester Jill wird die ganze Familie nach Europa geschickt, wo Jill auf eine Benimmschule verbannt wird. Von den Niederlanden bis nach Frankreich erlebt Dirk eine Vielzahl von Abenteuern, die von Museumsbesuchen mit nackten Statuen bis zu Magenverstimmungen durch europäisches Leitungswasser reichen.

Wittenborns Schreibstil ist flüssig und humorvoll, und es macht Spaß, den kindlichen und oft witzigen Gedankengängen von Dirk zu folgen. Besonders unterhaltsam sind seine Versuche, die mangelnde Intimsphäre und die ständigen Streitigkeiten seiner Eltern zu kompensieren, indem er immer größere Taschenmesser kauft.

Allerdings, wie bei vielen Reisen, gibt es auch hier einige holprige Stellen. Die Charakterentwicklung der Nebenfiguren wie Dirks Schwester Jill oder seiner Mutter kommt etwas zu kurz, und manchmal wünscht man sich, mehr über die individuellen Abenteuer der Familie zu erfahren. Auch wenn das Buch als „Memorien eines zwölfjährigen Sexbesessenen“ beworben wird, bleibt der erotische Aspekt sehr jugendgerecht und fügt sich nahtlos in die humorvollen und oft peinlichen Erlebnisse eines Zwölfjährigen ein.

Mit seinen nur 76 Seiten ist „Bongo Europa“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das man leicht an einem Nachmittag durchlesen kann. Der charmante und nostalgische Ton des Buches sowie die spitzen Beobachtungen über kulturelle Unterschiede machen es zu einer angenehmen Lektüre, auch wenn es sich eher wie eine ausgedehnte Kurzgeschichte anfühlt als wie ein Roman.

Wenn du Lust auf eine humorvolle, leichtfüßige Reise durch das Europa der 70er Jahre hast, begleitet von einem scharfzüngigen, jungen Erzähler, dann ist „Bongo Europa“ genau das Richtige für dich. Und wer weiß, vielleicht fühlst du dich nach dem Lesen auch inspiriert, dein eigenes Taschenmesser zu kaufen – oder zumindest deine eigenen Familienurlaube mit einem Augenzwinkern zu betrachten.


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