Genre: Fantasy Verlag: Rowohlt Taschenbuch Erschienen: 2. Dezember 2013 Seitenanzahl: 448 Seiten Preis: 5,88 € Taschenbuch
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Inhalt von „Die große Nacht“
Ein dunkler Sommernachtstraum in San Francisco
Auf ihrem Weg zu einer glamourösen Party treffen drei Menschen auf eine Festgesellschaft der anderen Art: Titanias Gefolge ist angetreten, um den Mittsommer nach altem Brauch zu feiern.
Doch diesmal geraten die Dinge aus der Bahn. Titania ist außer sich vor Trauer über den Leukämietod eines Menschenkinds, das ihr Mann ihr einst zum Geschenk machte. Aus Zorn bricht sie den Tausend Jahre alten Zauber, der den Dämon Puck in Bann gehalten hat.
Die Folgen sind dramatisch, in dieser wie in jener Welt. Die große Nacht ist angebrochen.
Meine Meinung
Wer dachte, dass Shakespeare schon alle Abgründe der menschlichen Seele ausgelotet hat, sollte einen Blick in „Die große Nacht“ werfen. Chris Adrian nimmt uns mit auf eine düstere Reise durch den Buena Vista Park in San Francisco und zeigt uns, dass selbst Elfen und Dämonen nicht vor menschlichen Tragödien gefeit sind.
Stell dir vor, du bist auf dem Weg zu einer glamourösen Party und landest stattdessen mitten in einer magischen Versammlung, wo Titania und Oberon ihre Fehde aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ in einer modernen, bittersüßen Version fortsetzen. Titania ist außer sich vor Trauer über den Tod eines von Oberon geschenkten Menschenkindes, und in ihrem Zorn bricht sie den Zauber, der den Dämon Puck in Bann gehalten hat. Klingt nach einem spannenden Fantasy-Roman? Tja, falsch gedacht. Dieses Buch ist alles andere als luftig und leicht.
Von der ersten Seite an fühlte ich mich in eine andere Welt versetzt – eine, die sowohl faszinierend als auch verstörend war. Adrian malt mit Worten ein Bild von San Francisco, das sowohl magisch als auch trostlos ist. Die Charaktere – allen voran die trauernde Titania, der ruppige Oberon und der chaotische Puck – sind komplex und vielschichtig. Sie spiegeln die tiefsten Ängste und Sehnsüchte wider, die in jedem von uns schlummern.
Adrian gelingt es, die Grenzen zwischen Realität und Magie verschwimmen zu lassen. Doch Vorsicht: Wer leichte Kost erwartet, wird hier nicht fündig. Die Themen Verlust, Trauer und die Schattenseiten der menschlichen Psyche dominieren das Geschehen. Die Lebensgeschichten der drei Menschen, die sich im Park verirren – Molly, Will und Henry – sind geprägt von Neurosen und gebrochenen Herzen. Ihre Begegnungen mit der magischen Welt sind sowohl skurril als auch tief bewegend.
Was mich besonders fasziniert hat, ist Adrians Umgang mit Sprache. Seine Sätze sind oft so kunstvoll und vielschichtig, dass man sie zweimal lesen muss, um alle Nuancen zu erfassen. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich in einem Tim-Burton-Film gelandet bin, nur weniger bunt und viel düsterer. Diese Mischung aus skurrilen, fast grotesken Elementen und tiefem emotionalem Gehalt machte das Lesen zu einem einzigartigen Erlebnis.
Es gibt jedoch auch Punkte, die mich gestört haben. Einige Passagen waren so langatmig und verworren, dass ich mich fragte, ob Adrian selbst den Faden verloren hat. Die häufigen Flashbacks und detaillierten Beschreibungen der Settings zogen die Handlung oft unnötig in die Länge. Auch die derben Szenen und die gelegentlich fast pornografischen Beschreibungen empfand ich als überflüssig und störend.
Dennoch bleibt am Ende ein tiefes Gefühl der Verwirrung, aber auch der Bewunderung. Adrian hat ein Buch geschaffen, das einen nicht kalt lässt. „Die große Nacht“ ist kein Buch, das man leicht verdaut und zur Seite legt. Es fordert den Leser heraus, sich mit den dunklen Seiten des Lebens auseinanderzusetzen und hinter die Fassade der scheinbaren Realität zu blicken.
Fazit: „Die große Nacht“ ist ein ungewöhnliches, komplexes und zutiefst bewegendes Buch, das seinen Leser fordert und ihm gleichzeitig einen faszinierenden Einblick in eine Welt zwischen Magie und Realität bietet. Wer bereit ist, sich auf dieses düstere Abenteuer einzulassen, wird reich belohnt – auch wenn man dabei ab und zu über seltsame Szenen stolpert und sich fragt, ob man nicht selbst in einem irren Traum gefangen ist.
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