Die schwarze Kathedrale
Historische Romane Rezensionen

Charles Palliser: Die schwarze Kathedrale

 

Genre: Historischer Roman

Verlag: Augsburg 

Erschienen: 1. Januar 2002

Seitenanzahl: 473 Seiten

Preis: 0,20 € Taschenbuch  | 1,48 € Gebundenes Buch

 

Die schwarze Kathedrale

 

Inhalt von „Die schwarze Kathedrale“

Kurz vor Weihnachten 1881: Eine schreckliche Entdeckung reisst die englische Kleinstadt Thurchester aus ihrem Dornröschenschlaf. In der Kathedrale wird die Leiche eines lebendig eingemauerten Mannes gefunden.

Eine Lawine verstörender Entdeckungen kommt ins Rollen: gefälschte Manuskripte, alte Blutfehden, Manipulationen – und dann noch ein Mord.

Auch Ned Courtine, zufällig zu Gast, um eine alte Freundschaft aufzufrischen, verängt sich in dem Netz düsterer Geheimnisse, die weit zurück in frühere Zeiten reichen. Aus Freunden werden Feinde und auch Ned muss sich seiner Vergangenheit stellen.

 

Meine Meinung

Stell dir vor, du bist in einer englischen Kleinstadt kurz vor Weihnachten 1881. Es ist düster, kalt und plötzlich wird in der Kathedrale die Leiche eines lebendig eingemauerten Mannes gefunden. Klingt aufregend? Das dachte ich auch, als ich zu „Die schwarze Kathedrale“ von Charles Palliser griff. Aber lass mich dir erzählen, warum dieses Buch mehr einem Labyrinth aus langatmigen Gesprächen und historischen Anekdoten ähnelt als einem packenden Thriller.

Die Geschichte beginnt vielversprechend: Ned Courtine, ein Professor, besucht die Kleinstadt Thurchester, um alte Freundschaften aufzufrischen. Schnell stolpert er in ein Netz aus alten Fehden, gefälschten Manuskripten und Intrigen, das sich um eine schockierende Entdeckung in der Kathedrale rankt. Doch bevor du dich zu sehr auf das Rätsel um den eingemauerten Mann freust, lass mich dich warnen: Die Leiche taucht erst in der zweiten Hälfte des Buches auf und spielt dann nur eine Nebenrolle. Bis dahin musst du dich durch endlose Gespräche und historische Exkurse quälen.

Der Ich-Erzähler Ned Courtine ist nicht gerade der spannendste Begleiter. Seine ständigen Selbstzweifel und sein jammernder Ton machen es schwer, wirklich mit ihm mitzufiebern. Manchmal möchte man ihn schütteln und sagen: „Jetzt reiß dich doch mal zusammen, Ned!“ Er verpasst Hinweise, die für den Leser längst offensichtlich sind, und bremst so die Handlung unnötig aus.

Was Palliser jedoch gut gelingt, ist die Schaffung einer düsteren Atmosphäre. Die winterliche Enge und das Misstrauen in Thurchester sind greifbar. Doch leider bleibt das 19. Jahrhundert oft nur eine Kulisse aus Gaslampen und Kerzen. Es fehlt an Details, die diese Zeit wirklich lebendig machen könnten.

Die Handlung selbst schleppt sich über viele Seiten hin, bis sie gegen Ende endlich an Fahrt aufnimmt. Dann allerdings wird es spannend, und die Verwicklungen und Intrigen fügen sich zusammen. Der letzte Teil des Buches entschädigt ein wenig für die zähen ersten 300 Seiten. Aber bis dahin musst du eine Menge Geduld aufbringen.

Wenn du Bücher wie „Der Name der Rose“ liebst und nichts gegen langatmige historische Exkurse hast, könnte „Die schwarze Kathedrale“ etwas für dich sein. Aber erwarte keinen actiongeladenen Thriller. Es ist mehr eine intellektuelle Herausforderung, die dich dazu bringt, über alte Manuskripte und mittelalterliche Mordfälle zu grübeln.

Fazit: „Die schwarze Kathedrale“ ist eine Herausforderung, die Geduld und Durchhaltevermögen erfordert. Wenn du dich durch die langatmigen Passagen kämpfst, wirst du am Ende mit einer durchaus komplexen und gut konstruierten Geschichte belohnt. Aber sei gewarnt: Es ist kein Pageturner und definitiv nichts für schnelle Leserunden. Viel Spaß beim Grübeln und Rätseln – und vergiss nicht, zwischendurch mal ein paar Seiten frische Luft zu schnappen!


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Die schwarze Kathedrale


 

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