Historische Romane Rezensionen

Sabine Ebert: Der Silberbaum

Inhalt von „Der Silberbaum – Das Ende der Welt“

Der noch junge Meißner Fürst Markgraf Heinrich muss sich einer nie da gewesenen Bedrohung stellen. Doch als endlich bessere Zeiten anbrechen, er glänzende Turniere veranstaltet, die Aussicht bekommt, Thüringen zu erben und seinen Sohn mit einer Kaisertochter zu vermählen, trifft ihn ein schmerzlicher Verlust.

Dann wird auch noch der Stauferkaiser Friedrich II. von der Kirche für abgesetzt erklärt. Heinrich muss viele Stufen von Verrat miterleben, als sogar enge Verwandte die Seiten wechseln.

In diesen dunklen Zeiten stehen ihm vor allem Marthes Sohn Thomas, ihr Enkel Christian und ihre Enkelin Änne zur Seite. Die Dichterin Milena wird nicht nur zur Chronistin der Ereignisse, sie beweist auch die Kraft von erzählter Geschichte.

 

Meine Meinung

Mit Der Silberbaum – Das Ende der Welt setzt Sabine Ebert ihre monumentale Mittelaltererzählung eindrucksvoll fort und entführt erneut in eine Zeit, in der politische Machtkämpfe, Verrat und existenzielle Bedrohungen den Alltag bestimmten. Schon nach wenigen Seiten fühlt man sich wieder mitten im Geschehen angekommen – in Meißen, Freiberg und an den Höfen jener Epoche, die Ebert so detailreich und lebendig zum Leben erweckt.

Im Zentrum steht Markgraf Heinrich der Erlauchte, der sich gleich mehreren Krisen gleichzeitig stellen muss. Die Angst vor den Tataren aus dem Osten lässt das Ende der Welt greifbar erscheinen, während innerdeutsche Konflikte und der erbitterte Machtkampf zwischen Kaiser Friedrich II. und der Kirche das Reich spalten. Heinrichs Loyalität wird auf eine harte Probe gestellt, denn Verrat kommt nicht nur von politischen Gegnern, sondern auch aus dem engsten familiären Umfeld. Gerade diese Mischung aus großen historischen Umbrüchen und sehr persönlichen Verlusten verleiht der Geschichte ihre emotionale Tiefe.

Besonders gelungen ist erneut die Verknüpfung historischer Figuren mit bekannten und neuen fiktiven Charakteren. Alte Bekannte aus der Hebammen-Saga wie Thomas, Christian und Änne fügen sich organisch in die Handlung ein und sorgen für Kontinuität. Mit der Dichterin Milena bringt Sabine Ebert zudem eine Figur ein, die zeigt, wie wichtig das Erzählen, Erinnern und Bewahren von Geschichte ist – ein leiser, aber kraftvoller Gegenpol zu Krieg und Machtpolitik.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und getragen von spürbarer historischer Sorgfalt. Intrigen, höfisches Leben und das harte Dasein der einfachen Bevölkerung stehen gleichwertig nebeneinander und vermitteln ein intensives Bild des 13. Jahrhunderts. An manchen Stellen hätte man sich etwas mehr Raum für einzelne Ereignisse gewünscht, da manches recht zügig erzählt wird, doch der Spannungsbogen bleibt durchgehend hoch.

Der Silberbaum – Das Ende der Welt ist ein anspruchsvoller, fesselnder historischer Roman, der Wissen und Unterhaltung gekonnt verbindet. Für Fans von Sabine Ebert und für alle, die tief in die politische und gesellschaftliche Welt des Mittelalters eintauchen möchten, ist dieser zweite Band eine klare Leseempfehlung.

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