Genre: Psychothriller Verlag: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Erschienen: 27. Dezember 2024 Seitenanzahl: 416 Seiten Preis: 12,99 € Kindle | 17,00 € Paperback
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Inhalt von „One perfect couple“
Lyla steckt in einer Krise: Ihre berufliche Zukunft an der Universität ist ungewiss und die Beziehung zu ihrem Freund Nico – einem aufstrebenden Schauspieler – läuft alles andere als gut. Als Nico das Angebot bekommt, bei einer Realityshow dabei zu sein, willigt Lyla ein, das Abenteuer mit ihm einzugehen.
Nach einem turbulenten Vorsprechen werden die beiden in ein tropisches Paradies entführt – die Insel Ever After mitten im Indischen Ozean wirkt wie ein Traum. Sie sollen dort gegen vier andere Paare antreten.
Doch plötzlich wird aus dem wunderschönen Paradies ein Albtraum. Ein Sturm schneidet die Gruppe von jeglicher Zivilisation und allen Kommunikationsmöglichkeiten ab und schon bald beginnt ein erbitterter Kampf ums Überleben …
Meine Meinung
Ich hab’s ehrlich gesagt aus Neugier gelesen – Reality-TV trifft auf Survival-Thriller? Klingt irgendwie schräg, aber auch ziemlich spannend. Und ja, Ruth Ware hat mich tatsächlich überrascht. „One Perfect Couple“ fängt noch ganz harmlos an: Lyla, Wissenschaftlerin mit bröckelnder Karriere, und ihr Freund Nico, Möchtegern-Schauspieler mit großen Träumen, sollen als Paar in einer neuen Fernsehshow auftreten. Tropeninsel, Challenges, ganz viel Scheinwerferlicht – man kennt’s. Zumindest denkt man das.
Schon nach den ersten Seiten merkt man aber: So ganz nach Plan läuft hier nichts. Die beiden sind kaum auf der Insel angekommen, da zieht ein Sturm auf, und plötzlich sind Kameras und Mikrofone nicht mehr das Problem – sondern ganz klassische Dinge wie Wasser, Essen, Überleben. Was sich anfangs wie eine satirische Version von Temptation Island liest, entwickelt sich schnell zu einem Thriller mit ernstem Unterton und ordentlich Nervenkitzel.
Ich mochte Lyla total gern. Sie ist so eine Figur, bei der man zuerst denkt: „Okay, solide, aber nicht spektakulär“, aber dann kommt da so viel mehr. Gerade in der Extremsituation zeigt sie, was in ihr steckt – während Nico für mich eher der wandelnde Fremdscham-Moment war (was auch so gewollt ist, vermute ich mal). Und die anderen Paare? Tja, da kommt so einiges zum Vorschein. Die anfänglichen Reality-TV-Klischees weichen ziemlich schnell echten Konflikten, bröckelnden Masken und einer düsteren Gruppendynamik. Besonders spannend fand ich, wie sich Beziehungen innerhalb der Gruppe verschieben und wie viel Misstrauen mitspielt, sobald klar ist: Hilfe kommt nicht mehr so schnell.
Was Ruth Ware hier gut hinbekommen hat, ist dieses stetig steigende Gefühl von Beklemmung. Es ist kein Thriller, der mit Blut und Action um sich schmeißt – sondern eher einer, der langsam Druck aufbaut und dich mit jeder Seite mehr in diese klaustrophobische Stimmung reinzieht. Dazu kommen immer wieder Tagebucheinträge, die das Gelesene auf einmal in ein ganz anderes Licht rücken und einem ordentlich Stoff zum Miträtseln liefern. Wer schreibt hier eigentlich was – und wem kann man überhaupt trauen?
Das Ende? Joa, da hätte man vielleicht noch ein bisschen mehr draus machen können. Es ist nicht schlecht, keine Frage, aber es ging mir etwas zu schnell. So ein bisschen nach dem Motto: „Und jetzt lösen wir alles schnell auf, bevor die Seiten ausgehen.“ Trotzdem hat’s gepasst – und vor allem die Enthüllung rund um das, was wirklich hinter allem steckt, war für mich ein cooler Aha-Moment.
Alles in allem war „One Perfect Couple“ für mich ein richtig unterhaltsamr, angenehm anderer Thriller mit Reality-Charme, Tropensetting und ordentlich psychologischer Spannung. Kein Blutbad, aber definitiv ein Buch, bei dem man sich mehrmals fragt: Was würdest du tun, wenn du plötzlich abgeschnitten vom Rest der Welt ums Überleben kämpfen müsstest – mit Leuten, die du kaum kennst? Ich sag’s mal so: Ich würd lieber nicht mitmachen. Aber lesen? Jederzeit wieder.
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