Biographien Rezensionen

Bill Kaulitz: Career Suicide

Inhalt von „Career Suicide“

Bill Kaulitz entführt uns in seine exzentrische Welt der Musik, Mode, zahlreichen Eskapaden und der außergewöhnlichen Beziehung zu seinem Zwillingsbruder Tom Kaulitz. Dabei rechnet er ehrlich, authentisch und nahbar mit den ersten 30 Jahren seines Lebens ab.

Bill erzählt von seiner Jugend, den Anfängen als Teenie-Star und der Flucht nach Los Angeles.

 

Meine Meinung

Ich bin mit einer gehörigen Portion Skepsis an Career Suicide herangegangen. Eine Autobiografie mit gerade einmal 30 Jahren, dazu der Ruf nach Provokation, Vulgarität und Egozentrik – all das ließ mich zunächst zögern. Doch genau diese Erwartungen räumt Bill Kaulitz im Laufe des Buches überraschend konsequent aus dem Weg.

Bill erzählt schonungslos offen von seiner Kindheit, die geprägt war von Armut, ständigen Umzügen und einem Gefühl des Andersseins, das früh zur Angriffsfläche wurde. Besonders eindrücklich sind die Schilderungen seiner Schulzeit, die von Ausgrenzung, Mobbing und dem permanenten Kampf um Selbstbehauptung bestimmt war. Der enge Zusammenhalt mit seinem Zwillingsbruder Tom zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und verleiht der Geschichte emotionalen Halt. Diese Beziehung wirkt nicht inszeniert, sondern ehrlich, vertraut und lebensnotwendig.

Der rasante Aufstieg mit Tokio Hotel, der plötzliche Ruhm und der ebenso plötzliche Hass werden ebenso unverblümt beschrieben wie der anschließende Absturz und die Flucht nach Los Angeles. Bill glorifiziert nichts, sondern reflektiert seinen Erfolg oft mit beißendem Sarkasmus und erstaunlicher Selbstkritik. Gerade diese selbstironischen Passagen gehören zu den stärksten Momenten des Buches. Man merkt deutlich, dass er den Hype um seine Person längst hinterfragt und teilweise selbst kaum ertragen konnte.

Ja, die Sprache ist stellenweise sehr direkt, teils vulgär und provokant. Doch genau das macht das Buch authentisch. Bill schreibt nicht gefällig, sondern so, wie er denkt und fühlt. Das polarisiert, passt aber zu einer Persönlichkeit, die nie den leichten Weg gewählt hat. Hinter der schillernden Fassade zeigt sich ein sensibler, verletzlicher Mensch, der viel zu früh zu viel erlebt hat und trotzdem seinen eigenen Weg gegangen ist.

Career Suicide ist keine glattgebügelte Star-Biografie, sondern ein ehrlicher, manchmal unbequemer Blick auf Identität, Selbstfindung, Ruhm und Selbstzerstörung. Es ist unterhaltsam, stellenweise schmerzhaft, oft überraschend tiefgründig und am Ende sogar versöhnlich. Dieses Buch erklärt nicht nur Bill Kaulitz besser – es zeigt auch, wie viel Mut es braucht, sich selbst treu zu bleiben, wenn die ganze Welt eine Meinung über einen hat.

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